10 Jahre bei Knuddels: Ein Resümee (Lifestyle / DE)
- 𝔣𝔩𝔬 '𝔟𝔲𝔩𝔩' - 𝔡𝔢𝔯 𝔤𝔢𝔴𝔦𝔰𝔰𝔢𝔫 𝔱𝔶𝔭
- 27. Sept. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Da ich mein Leben seit dem 8. Lebensjahr im Jahre 1988 der Technik und später dem Internet widmete und ein relativ ruhiger "Homie" bin, sind einige Dinge in meinem Leben nicht wegzudenken. Schon früh, als sich das Internet erst langsam entwickelte, griff man zu modernen Mitteln der Kommunikation in Form von Chats in Mailbox-Systemen und später auch dem WorldWideWeb. Mit Platzhirschen wie dem Urgestein ICQ entwickelten sich daraus auch die ersten Messenger, die ständigen Kontakt in der Onlinewelt boten, und echte Chatrooms zur gemeinschaftlichen Unterhaltung und zum Flirt, wie Knuddels speziell hier in Deutschland.
Lange mied ich das Prüde dasein des Deutschen Chatriesen und sein etwas kindlich wirkendes Pflaster, war nur sporadisch mit, im Laufe der Zeit, diversen Nicks vorrübergehend aktiv, um bei der nächsten Löschung wieder alles zu verlieren und von vorne zu beginnen. Auch der Preis schreckt den Otto-Normal-Nutzer schnell ab, wenn man sich im Cyberspace etwas gönnen möchte. Doch mit Einzug ins Leben der Clouds änderte sich auch in dieser Hinsicht viel für mich Privat. Aus dem Alltag eines jugendlichen "Raubkopierers" entstand über den Komfort der Cloud hinaus auch ein Bewusstsein für wirtschaftliches und soziales Engagement, und damit auch der Wille wenigstens in Micropayments Unterstützung zu bieten.
Vor rund 10 Jahren also wurde ich endlich sesshaft, versuchte über die Zeit hinweg möglichst viel zu synchronisieren und standardisieren, Dinge miteinander zu verknüpfen und weg von der Anonymität zu einer virtuellen Identität zu gelangen, die natürlich trotzdem nicht jedermann ein Begriff sein muss. So pflegte ich auch meinen Account bei Knuddels, investierte mit der Zeit eine stattliche Summe für Smileys und Goodies, die sich aus dem Alltagsleben im Chat ergeben hatten.
Einsamkeit als treibender Faktor:
Während viele Leute zum Zoggen zu Knuddels gehen, um ihre Langweile zu vertreiben, bin ich als leidenschaftlicher Gamer der ersten Stunden selbst nur wenig angetan von den Spielewelten des kleinen Riesen. Darum zog es mich vorwiegend zum Flirten in den Chat. Innerhalb eines guten Jahres hatte ich dabei die erste Bekanntschaft gemacht, die sich zu einer 18 monatigen Beziehung zu einem Mädel aus der Nachbarschaft entwickelte. Nachdem ich aufgrund von Problemen mit Justiz und falschen Unterstellungen lange zu kämpfen hatte, war dies ein Lichtblick im zurückgezogenen Leben eines Nerds, und auch unser relativ großer Altersunterschied störte dabei nicht. Wir rauchten und tranken zusammen, verbrachten Zeit auf dem Camping in diversen Urlauben, mit und ohne Familie, wohnten quasi schon fast zusammen, und wenn sie kein Kind gewollt hätte, wäre unsere Beziehung vielleicht heute noch erhalten geblieben. Doch es ging anders weiter...
Während unserer Beziehung waren Plattformen wie Facebook oder Knuddels aufgrund des Flirtfaktors und dem Risiko fremdzugehen natürlich tabu. Meinen Account konnte ich dennoch erhalten und nachdem ich die Beziehung über Monate verdaut hatte, machte ich mich erneut auf die Suche, um etwas zu finden, wovon ich kaum zu träumen wagte: Einen echten Edelstein!
Sie hieß Kathy und war gut 10 Jahre jünger als ich, kam aus einer ganz anderen Stadt und ein echter Traum von einer hübschen Frau, mit dem ich über ein Jahr fast täglich Stunden Zeit im Chat verbrachte, zoggte, wir tranken, tauschten Fotos und kamen uns Näher als man auf diese Weise wohl erwarten würde. Doch irgendwie ließ der Beigeschmack des schwebenden Verfahrens uns nicht los, schwebte wie ein Damokles-Schwert über uns, das irgendwann fallen musste. Und so kam es dann auch. Kathy verschwand beinahe spurlos aus dem Cyberspace und hinterließ ein Bild des Grauens, dass durch die Ermittlungen befeuert worden war. Sie selbst ist dabei wahrscheinlich weniger das Problem gewesen, als die Umstände meines eigenen Lebens, und auch heute noch träume ich von einer Hochzeit mit ihr. Sie ist in Sachen Frauenwelt zu einer echten Ikone meiner privaten Vorstellungen geworden. Das Verfahren, dass uns so sehr zusetzte, kam unterdessen zum Erliegen, nur aus den Trümmern konnte ich noch nicht entfliehen, um sie endlich persönlich aufzusuchen und ihr meine Liebe ins Gesicht zu sagen. Die kleinen Investitionen am Rande spielen dabei dann schon garkeine große Rolle mehr und bleiben bisher ungelöscht erhalten.
Das kindlich naive Umfeld von Knuddels hat dabei einen eigenen Charme und Charakter, der vieles leicht macht, manches schon zu leicht, um mit der Härte der Realität in Einklang zu kommen, doch die Chancen und Möglichkeiten der Freiheit von Internet und Cyberspace, gepaart mit etwas Psychologie und Tiefgründigkeit schaffen einen Nährboden, der unvergleichlich ist. Ich persönlich schließe daher eher positiv mit Knuddels ab, störe mich allenfalls an der Handhabung des Establishments im Chat und mancher Vetternwirtschaft am Rande von Administration und Reglementierung. Doch solange die Nutzer ehrlich bleiben und relativ freundlich, muss einen das garnicht weiter stören.
Mir persönlich ist es danach ein bisschen vergangen, Bekanntschaften zu anderen Frauen aufzubauen, oder gar zu flirten und sich Hoffnungen zu machen. Zu schwer waren die Belastungen von Verfahren und Alltag nach dem Bruch mit ihr, doch meine Identität bewahre ich dabei auch heute noch, auf den virtuellen Wolken 4 bis 7.
Eines Tages werde ich bestimmt auch Kathy wiedersehen und neue Chancen nutzen...
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